Wer wußte was? |
In Beirut traf sich indessen der amerikanische Sonderbotschafter Morris Draper mit dem "Verbindungsoffizier" des israelischen Außenministeriums in der libanesischen Hauptstadt, Bruce Kashdan (ungefragt und unerlaubt unterhält Israel also sogar schon eine Quasi-Botschaft in Beirut). Draper sagte, es gäbe Gerüchte über "Ausschreitungen". Die Israelis sollten die Milizen zurückbeordern.
Kashdan leitete diese Demarche an Ariel Scharon weiter. Zu dieser Stunde ging bei dem Leiter des PLO-Büros in Washington ein Fernschreiben des PLO-Büros aus Zypern ein: "Nachrichten aus Beirut liegen uns vor, wonach die Milizen von Saad Haddad die Flüchtlingslager Sabra und Schatila gestürmt haben. Ein Massaker unter den palästinensischen Zivilisten in den Lagern ist zu befürchten. Bitte sofortige und nachdrückliche Schritte unternehmen, um eine solche Entwicklung aufzuhalten." Der PLO-Vertreter in den USA, Hassan Rahman, besaß keine offizielle Akkreditierung. Er konnte mit niemandem verhandeln - die USA verweigern jegliche Anerkennung der PLO. Rahman informierte also den tunesischen Botschafter. Dieser wandte sich sogleich an das amerikanische Außenministerium. Aber die Macht, die mit dem Abkommen von Philip Habib auch die Garantie für die Sicherheit der Bewohner von Sabra und Schatila übernommen hatte, gab die Auskunft, ein US-Diplomat habe um 13 Uhr die Lager aufgesucht und "nichts Schlimmes entdecken können." 17. September, 21 Uhr - Ariel Scharon behauptet, er habe erst zu dieser Stunde von den Vorgängen in Beirut erfahren. General Eitan, der ja erst fünf Stunden vorher den Mördern für ihre "Arbeit" gedankt hatte, rief angeblich beim Verteidigungsminister an. Die zivilen Opfer "überschreiten schrecklich die israelischen Erwartungen," hat Eitan gesagt. Wie viel zivile Opfer hat er denn erwartet? Und Eitan weiter: "Sie sind zu weit gegangen", aber am nächsten Morgen (erst am nächsten Morgen!) würden die Aktionen eingestellt. Scharon erklärt später, dies - der "nächste Morgen" - sei ihm als "ein vernünftiger Zeitraum" erschienen, denn die Milizen hätten nicht über hochentwickelte Kommunikationsmittel verfügt und sich deshalb nicht schneller zurückziehen können. Wo sie doch über Funksprechgeräte verfügen, deren Gespräche sogar von den Israelis abgehört wurden! Jedenfalls hat Scharon an diesem Abend nicht weiter reagiert. Später rief ihn der israelische Fernsehjournalist Ron Ben Yishai an und fragte nach den Ereignissen in Beirut. Scharon wünschte ihm nur mit Blick auf das jüdische Neujahr "Frohes Fest". |
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